"Practisches Schulbuch der gemeinen Rechenkunst und Geometrie" - Daniel Schürmanns bekannteste Veröffentlichung.
Dieses im Bergischen Land verbreitete Rechenbuch wurde erstmalig 1801 herausgegeben, bis 1850 (in 13 überarbeiteten Auflagen) nachgedruckt und war bis ~ 1870 in Gebrauch - ein einzigartiger Erfolg für ein Schulbuch.
1816 ernannte die "Mathematische Gesellschaft" in Hamburg Daniel Schürmann zu ihrem Mitglied.
In seinem Rechenbuch widmet sich Schürmann intensiv der in den deutschen Staaten lange Zeit bestehenden unübersichtlich großen Zahl unterschiedlicher Maße, Gewichte und Geldwährungen.
[Anm. 2]
Wer beispielsweise Handel mit Nachbarländern (auch innerhalb Deutschlands) betrieb, musste sich mit allerlei Umrechnungen beschäftigen. Schürmanns Rechenbuch war auch in dieser Hinsicht ein viel gefragtes Unterrichtswerk.
Daniel Schürmann war ein lebenspraktisch denkender und handelnder Pädagoge.
Im Mittelpunkt des Unterrichts standen nicht mehr religiöse Inhalte, sondern deutsche Sprache, Mathematik, Geometrie und die "Realien" (Naturkunde, Geographie etc.).
In den bekannten Abbildungen (z. B. Abb. 3, 17) wird Schürmann stets mit heiterem Gesichtsausdruck dargestellt, der darüber hinweg täuschen kann, dass er in Schulbelangen seine Überzeugungen konsequent vertrat - auch gegenüber direkten Vorgesetzten, die die Weitsicht seiner Forderungen nicht immer erkannten. So setzte er sich u. a. für Schulbau und Unterhaltung durch die Kommunen, für feste Lehrerbesoldung, staatliche Lehrerausbildung und die Oberaufsicht des Staates über die Schulen (statt der Kirchen) ein.
"Eine Mutter ist jetzt 67, und ihre Tochter 42 Jahre alt: Vor wie vielen Jahren war die Tochter gerade halb so alt, als ihre Mutter?"
Vom Gedankengut der Aufklärung angeregt, trat Daniel Schürmann für vernunftgeleitetes Denken und Handeln ein.
Die Nützlichkeit der Lehrgegenstände für das bürgerliche Leben und die spätere berufliche Tätigkeit bestimmte jetzt den Volksschulunterricht, der die Schüler zu selbstständigem Denken (statt mechanischem Auswendiglernen) anregen sollte. Ziel der pädagogischen Bemühungen war die Erziehung zum fleißigen, aufgeklärten Bürger.
Der Vorspruch zu "Schürmanns Rechenbuch" unterstreicht diesen Grundgedanken:
Als Lehrer der lutherischen Volksschule hatte Daniel Schürmann die Pflicht, in den Gottesdiensten der Remscheider Stadtkirche die Orgel zu spielen. Das war in dieser Zeit üblich.
Küster- und Totengräberdienste gehörten hingegen in Remscheid nicht (mehr) zu den Aufgaben der Lehrer.
Aufgrund des bedenklichen Erhaltungszustandes der Stadtkirche Anfang des 19. Jahrhunderts nahm die Orgel schweren Schaden - zeitweise war sie unbespielbar. Lehrer Schürmann musste dann als Vorsänger fungieren.
Neben Orgel und Klavier spielte Schürmann bis ins hohe Alter Violine. Gemeinsam mit seinem Kollegen aus Radevormwald, Peter Hürxthal, gab er in den Jahren 1800 und 1808 ein vierstimmiges Choralbuch heraus, da er auch um
die Förderung des Chorgesangs bemüht war. Das alles unterstreicht seine Liebe
zur Musik. Einige Kompositionsversuche hat Daniel Schürmann ebenfalls
unternommen - allerdings entsprechen sie nicht jener Professionalität, die er auf
anderen Gebieten vorweisen konnte.
Anlässlich des 175. Geburtstages Daniel Schürmanns am 11. Februar 1927 erhielt die Remscheider Ortsschule zu Ehren des bedeutenden Schulreformers den Namen "Daniel-Schürmann-Schule".
Ein in Berlin lebender Urenkel Daniel Schürmanns, Dr. Stiepel, erfuhr 1927 durch einen Zeitungsbericht von der Umbenennung der Schule und gab darauf hin dem Berliner Künstler Felix Ehrlich (1866-1931) den Auftrag zu einem Porträt Schürmanns.
Das prächtige Ölgemälde machte er der Daniel-Schürmann-Schule zum Geschenk, wo es im Lehrerzimmer aufgehängt wurde.
Der damalige Rektor Otto Herberg schrieb dazu: "Möge mit dem Bilde auch der Geist des berühmten Schulmannes seinen Einzug in die Anstalt gehalten haben!"
Den zweiten Weltkrieg, dem die Schule 1943 zum Opfer fiel, überstand das
Gemälde, so dass es später wieder einen Platz in den nachfolgenden
Schulgebäuden fand.
Wegen erweiterter Brandschutz-maßnahmen musste das Porträt 2012 abgehängt werden. Alternativen für eine sachgerechte Präsentation innerhalb des Schulhauses standen nicht zur Verfügung. Um der Bedeutung des Pädagogen Schürmann angemessener Rechnung zu tragen, übergab die Daniel-Schürmann-Schule das Gemälde dem Historischen Zentrum in Remscheid. Nach vollzogener Restaurierung, die vom Schulverein finanziell unterstützt wurde, erhielt das Bild einen Platz im Eingangsbereich des Stadtmuseums Haus Cleff. Damit ist es auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Die offizielle Übergabe fand am 27. Februar 2013 statt - 2 Tage nach Daniel Schürmanns 175. Todestag.
(Foto von links: Restaurator Hans H. Krielke, Rektorin Magdalena Majewski und
Museumsleiter Dr. Urs Diederichs bei der Übergabe im Haus Cleff)
Daniel Schürmann, der am 25. Februar 1838 starb, wurde auf dem Remscheider Stadtfriedhof an der Kirchhofstraße beerdigt. Der Grabstein mit dem 1888 von der Remscheider Lehrerschaft gestifteten Marmorkreuz ist erhalten geblieben und erinnert bis heute an den einflussreichen Pädagogen.
Die Sockelplatte enthält die Lebensdaten Schürmanns und die Inschrift "Er war ein Licht unter den Lehrern".
Das Grabmal Daniel Schürmanns stellte die Stadt Remscheid am 24.06.2002 als erhaltenswertes ortsgeschichtliches Zeugnis unter Denkmalschutz und trug es unter der Nummer 636 in der Denkmalliste der Stadt ein.
Anlässlich der "Regionale 2006" wurde die Gedenkstätte der Öffentlichkeit als
"verborgener Schatz in Remscheid" präsentiert.
Ein Foto aus dem Jahr 1952:
Kinder des 3. Schuljahres mit ihrer Lehrerin, Frau Bandau, am Grab Daniel Schürmanns, das gemeinsam von Schülern und ihren Eltern in Ordnung gebracht wurde.
Anmerkungen:
Anm. 1: Lorenz, Walter: (Hg.): "Stille Feier ..." - Drei kleine Schriften von und über Daniel Schürmann, Remscheid 1986, S. 2.
Anm. 2: > Beispiele für Alte Münzen, Maße, Gewichte, Löhne und Preise im Bergischen Land (www.zeitspurensuche.de).
Abbildungen:
Abb. 1, 2, 5, 8, 15, 17, 18, 19: Heinz Majewski;
Abb. 3: Lorenz, Walter: (Hg.): "Stille Feier ..." - Drei kleine Schriften von und über Daniel Schürmann, Remscheid 1986;
Abb. 6: "... und reges Leben ist überall sichtbar" in: Bergische Forschungen, Band XV, Neustadt/A. 1978, nach S. 186;
Abb. 4: Courts, Gerd: Remscheid so wie es war, 3. Aufl., Düsseldorf 1976, S. 31;
Abb. 7: Soiné, Knut: Johann Peter Hasenclever, Neustadt/A 1990, nach S. 96;
Abb. 20: Daniel-Schürmann-Schule;
Abb. 9: Heuser, Karl Wilhelm (Hg.): Die Remscheider Stadtkirche [...], RS 1984;
Abb. 10 bis 14: Stadtbibliothek Wuppertal: Daniel Schürmann 1804 Nm 711a;
Abb. 16: Studien zur Musikgeschichte des Rheinlandes II, Heft 52, Köln 1962, S. 163.
(Reproduktion der abgebildeten Dokumente 8, 10 bis 14, 17, 20: Heinz Majewski)
© Text, Fotos/Reproduktionen: 2007 ff. Heinz Majewski